Malta                                                                  Angelika Gutsche

Weitere Überbleibsel aus prähistorischen Zeiten


Malta: Blick auf Valletta

So beeindruckt wir von Hagar Qim und Mnajdra waren, werden diese Tempelanlagen vom so genannten Hypogäum doch noch getoppt. Bei unserer Ankunft dort sind wir erst einmal überrascht: Der Eingang erfolgt durch eine ganz normale Türe in den Korridor eines ganz normalen Wohnhauses, eingefügt in die ganz normale Häuserzeile des Städtchens Hal Saflieni. Zunächst ärgern wir uns, als man uns pro Person 25 EUR abknöpft, weil wir ohne Anmeldung an der nächsten Führung teilnehmen möchten. Da diese aber in zehn Minuten beginnt und wir nun schon den weiten Weg gemacht haben, drücken wir grummelnd den hohen Eintrittspreis ab. Wir bereuen es nicht!

Nach einem kleinen Einführungsfilm geht es insgesamt drei Stockwerke tief hinab ins Erdinnere. Vor etwa 5500 Jahren wurde dieses Heiligtum in den Fels geschlagen. Der von mystischer Musik untermalte und von aufleuchtenden Lichtspots begleitete Abstieg in die Unterwelt führt durch Kammern, in denen sich noch die rote Spiralbemalung erhalten hat, vorbei an der Haupthalle mit einer Scheinarchitektur in Form von Säulen und Pfeilern, einem Orakelraum durchbrochen von einem Schallloch. Das Allerheiligste, in dem wohl Tieropfer stattfanden, weist eine Tempelfassade auf. Der Abstieg findet sein Ende an einem großen Becken, in das Stufen führen. War es wohl einst mit Wasser gefüllt? Wartete hier der Fährmann Charon, um die Verstorbenen in den Hades überzusetzen?

An dieser Stelle fällt uns wieder das „Foucaultsche Pendel“ ein, in dem gefragt wird: „Warum haben die Kelten sich Heiligtümer im Innern der Erde gegraben, mit unterirdischen Gängen zu einem heiligen Brunnen?“ Die Antwort hat dann zu tun mit tellurischen Strömen, Erdstrahlen und der Schlange Kundalini. In diesem System haben auch die aufgestellten Meteoriten ihren Platz, die als „mikro-makrokosmische Observatorien“ helfen sollen, „den globalen Plan der Erdstrahlen zu entdecken“ und „am Lauf der Sterne den Lauf der Ströme zu erraten“. Über den Wahrheitsgehalt dieser Aussage möchte ich nicht spekulieren, poetischer sind diese Gedanken in jedem Fall als die Erklärung der offiziellen Archäologie, die für diese Bauwerke prähistorische Bauern aus Sizilien verantwortlich macht: Sie sollen nach Malta gekommen sein sollen, um mit Knochen dieses Heiligtum aus dem Fels zu schaben. Doch wer wirklich wissen will, wie alles mit allem zusammenhängt und wieso oben gleich unten ist, dem sei die Lektüre von Umberto Ecos Roman wärmstens empfohlen.

Malta: Hal Tarxien


Man fand im Hypogäum neben Schmuck und anderen Statuen die berühmte Figur der „Sleeping Lady“, eine Dame mit äußerst gebärfreudigem Körperbau. Daneben scheint das Heiligtum auch als Beinhaus gedient zu haben, vor allem weibliche Knochen wurden hier zur Ruhe gebettet, was den Rückschluss auf ein Matriarchat nahe legt.

Malta: Hal Tarxien


Weil uns die Frühgeschichte immer mehr zu faszinieren beginnt und die Tempelanlage von Hal Tarxien in zehn Minuten zu Fuß zu erreichen ist, machen wir uns gleich auf den Weg. Die Anlage besteht aus vier Tempeln, etwa im Jahre 2500 v.Chr. erbaut. Man vermutet, dass hier Fruchtbarkeitsriten zelebriert, das Orakel befragt und Tieropfer erbracht wurden. Selbstredend, dass sich dieser mitten im Ort gelegene Tempel ebenso wie das Hypogäum auf der Liste des Weltkulturerbes findet.

Malta:  Hal Tarxien

Ankunft auf Malta
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