PFÄLZERWALD                                                     Angelika Gutsche

Pfälzerwald
Ritterburgen, Mittelalter, Pfälzer Wein

Reisezeit 18. bis 30. Mai 2020

Mitte Mai, wunderbares Wetter, kaum Verkehr auf der A8 über Stuttgart Richtung Karlsruhe dank Nachwirkungen des Corona-Lockdowns, auch wenn Ferienwohnungen ab heute wieder vermietet werden dürfen. Die letzte Etappe der Fahrt führt durch malerische Ortschaften und liebliche Landschaft, so dass wir nicht nur bei sonnigem Wetter, sondern auch mit sonniger Laune nach etwa vier Stunden Fahrt unser Ziel, die ganz im Osten von Rheinland-Pfalz, direkt an der Grenze zu Frankreich, im Pfälzerwald gelegene Ortschaft Ludwigswinkel erreichen.

StepMap-Karte-Burgund

Unser Dorf Ludwigswinkel

Unsere Laune hebt sich noch mehr als wir unsere großzügige und komfortabel möblierte Ferienwohnung mit zwei Gartenterrassen beziehen. Hier fühlt sich auch sofort unser Hund Ali zuhause. Nur wenige Meter und eine Wiese trennen unsere Wohnung vom Sägmühlweiher, wo der zum Haus gehörige Badesteg noch von einer Gänsefamilie, Mama, Papa und zwei Jungvögel, belegt ist. Macht nichts, zum Baden ist es eh noch zu frisch.

Abends machen wir uns auf den Weg zum ersten Spaziergang ins verschlafen wirkende Dorf, entlang des Sägmühlweihers, an dessen Ufer sich die Wasservögel langsam ins Schilf zum Schlafen zurückziehen.

01 Sägmühlweiher

Das Dorf besteht aus einigen alten Anwesen und kleinwüchsigen Häusern. An etlichen Dorfbrunnen kann man sich die Wasserflasche füllen. Bald stoßen wir auf das erste Wirtshaus, Landgraf, das mit einer sehr ordentlichen Speisekarte aufwartet. Spargel in Eierpfannkuchen mit Sauce Béarnaise oder doch lieber ein Straßburger Wurstsalat? Und zum Dessert vielleicht Erdbeerbecher? Wir nehmen unter schattigen Bäumen Platz. Es weht ein laues Lüftchen. Schnell hat man das Gefühl vergessen, das einem beim Betreten des Wirtsgartens überkam. Der ließ mit seinem rot-weißen Absperrband eher an einen Tatort als an ein Restaurant denken, noch dazu, als beim Betreten die Personalien aufgenommen wurden. An diese Corona-Prozedere wird man sich im Laufe der Reise gewöhnen.

Am nächsten Morgen machen wir uns im Dorf auf die Suche nach dem Kramerladen von der alten Frau Busch, den uns unsere Pensionswirtin empfahl. Dort könne man alles Lebensnotwendige erhalten und auch frische Semmeln für den nächsten Tag vorbestellen. Tatsächlich werden wir fündig, ein richtiger Dorfladen, alles da, vom Badeanzug über Zeitungen bis zu Mi-Nudeln. Nur leider, kein Rei-in-der-Tube und auch sonst nichts, das sich zum Wäschewaschen eignet. Und ich hatte mir doch schon am ersten Abend mein neues T-Shirt bekleckert. Der Frau Busch ist es überaus peinlich, dass sie kein Waschmittel vorrätig hat. „Morgen ist es da!“ und bis dahin: „Ich geb‘ Ihnen einfach eine Handvoll Waschpulver von mir privat mit!“ Von so viel verständnisvoller HilfsbeWandern...

Wandern

Bei Kaiserwetter Aufbruch zur ersten Wanderung. Heute soll’s zum Einstand nicht so weit sein. Unser Hund Ali ist ebenso wie wir nicht mehr der Jüngste und Kondition haben wir alle drei keine. Deshalb haben wir uns einen Wanderweg vom Sägmühlweiher zur Rösselsquelle ausgesucht, der gleich hinter unserem Ferienhaus im Wald beginnt. Der ausgeschilderte Weg führt uns durch einen wunderbaren Mischwald und naturbelassene Wiesen. Wasser gibt es hier in jeder Form und im Überfluss: Bäche, Weiher, Sümpfe. Es ist einsam hier. Wir sind allein auf weiter Flur.

08 Ludwigswinkel Tanne
09 Ludwigswinkel Baum verschlungen

Trotz der guten Wegmarkierung schaffen wir es, einen Abzweiger zu verpassen. Plötzlich sind die an den Bäumen angebrachten Wanderhinweise in französischer Sprache. Himmel! Wir sind statt zur Rösselsquelle nach Frankreich gewandert! Ein verwitterter Granitgrenzstein mit einem mittigen Loch, durch den einst der Schlagbaum geführt wurde, lässt die letzten Zweifel schwinden. Dabei ist die Grenze doch offiziell noch geschlossen. Jenseits der Grenze heißt das Gebiet nicht mehr Pfälzerwald, sondern jetzt sind wir in den Vogesen.

05 Grenzstein Ludwigswinkel

Nach einem kleinen Pausenimbiss machen wir uns auf den Rückweg und finden nun den richtigen Abzweiger, von dem die in Stein gefasste Rösselsquelle nicht weit entfernt ist.

11 Rösselsquelle2 (2)

Ein kurzes Stück Weges und wir sind am Rösselsweiher, ein verwunschenes Naturparadies mit Schwanenpaar und Enten. Ali genießt sein Bad im See. Das hat er sich verdient, nachdem unser erster Spaziergang doch ausgedehnter als geplant war.

15 Rösselsweiher2

Im Schuhkaufrausch (Rodalben, Hauenstein)

Zunächst wundern wir uns, wie verrückt hier alle parken. Auf den recht engen Ortsdurchfahrten ist eine Straßenseite häufig zugeparkt, so dass man sich bei Gegenverkehr eine Lücke zwischen den geparkten Autos suchen und warten muss, bis der Gegenverkehr vorbei ist. Endlich kapier ich: Das ist eine spezielle Maßnahme zur Verkehrsberuhigung. Aha. Deshalb haben die keine Strafzettel. Der könnte allerdings mir bald blühen, denn noch schnell beschleunigen und am geparkten Wagen vorbeifahren, wenn schon Gegenverkehr in Sicht ist, das geht hier gar nicht. Ich komm halt aus dem wilden Süden.

In einem Touristenprospekt habe ich gelesen, dass in Rodalben die Schuhfabrik G.K.Mayer einen Outlet-Shop betreibt. Da muss ich hin! Von dieser Nobelfirma stammt mein bequemstes Lieblingsschuhpaar, in dem ich schmerzfrei laufen, laufen und laufen kann.

Gleich nach der Ortseinfahrt von Rodalben sehen wir ein riesengroßes G.K.Mayer-Reklameschild und fahren auf den daneben liegenden Parkplatz. Als wir das Gebäude betreten haben und an der Rezeption fragen, wird uns mitgeteilt, dass der Parkplatz zu einem Ärztehaus gehört und die Schuhfabrik noch ein gutes Stück weg ist.

Also weiter durch den Ort, bis wir die Schuhfabrik erreichen. Im dazugehörigen Laden sind wir die einzigen Kunden. Die Preise sind sehr zivil und wir bekommen auf unseren Einkauf auch noch zehn Prozent Rabatt. Was kann man da anderes tun außer zuschlagen? Wir erstehen vier paar Schuhe, davon drei Paar für mich.
www.gkmayershoes.com

19 G.K.Mayer

Doch weil das noch nicht genug ist und wir uns im deutschen Schuhschlaraffenland befinden, fahren wir anschließend nach Hauenstein und besuchen dort die berühmte Deutsche Schuhmeile. Tatsächlich ist am Ortanfang eine ganze Verkaufsstraße ausschließlich mit großen Schuhgeschäften bestückt, in denen es zweihundert Schuh- und Modemarken zur Auswahl gibt. Ein auch an Sonn- und Feiertagen geöffnetes Mekka für Schuhliebhaber. Hellmut ersteht noch ein paar neue Wanderschuhe.
www.schuhmeile.com

Zurück in Ludwigswinkel hat unser Landgraf leider Ruhetag, so greifen wir auf den Lieferservice vom Gasthof Rösselquelle zurück und bestellen Schnitzel und Lasagne, bevor wir noch einmal zum Sägmühlweiher spazieren, damit Ali auch heute seine geliebte Schwimmrunde drehen kann.

20 Sägmühlweiher

Das gruselige Area One

Auf dem Rumbergsteig-Wanderweg, der ebenfalls nahe unseres Feriendomizils beginnt, erreichen wir das ehemalige, denkmalgeschützte Nato-Sonderwaffenlager Area One. Das heute als eine Art Freilichtmuseum konzipierte Gelände umfasste „ ... fast 100 Bunker und unzählige Gebäude, darunter ein Kino, ein Offizierskasino, eine Bowlingbahn, eine Kirche, Reparaturhallen, Verwaltungsgebäude, Unterkünfte für die Soldaten und einen Feuerwehrstützpunkt. Inmitten des ehemals mit enormen Aufwand gesicherten Geländes liegt der 17 Hektar große Hochsicherheitsbereich Area One zur Lagerung von Sonderwaffen“, sprich nukleare Pershings sowie LANCE-Sprengköpfe. Das Depot sollte den USA als Waffenlager während eines eventuellen Krieges mit der Sowjetunion dienen.

Vieles ist rückgebaut, vieles aufgelassen und verfallen. Die ehemalige Funktionsweise wird auf Tafeln erklärt. Eine Innenbesichtigung ist heute nicht möglich, vermutlich wegen Corona. Das Gelände wirkt gruselig. Es braucht nicht viel Fantasie um sich vorzustellen, was es nicht nur für die unmittelbare Umgebung bedeutet hätte, wenn die Nato und der Warschauer Pakt in einem heißen Krieg aufeinander los gegangen wären. Erschreckend, in dieser wunderschönen, friedlichen Natur auf diese geballte Tötungskraft zu treffen.

Die Atomwaffen von Area One wurden zwischenzeitlich ebenso wie die Demonstrationen und Sitzblockaden gegen Atom- und Massenvernichtungswaffen nach Ramstein verlegt. Fotos fehlen, da ich dummerweise meinen Fotoapparat vergessen hatte.
https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-271011
www.ig-area-one.de

Zurück geht es wiederum durch den Rumbergsteig, einem teilweise recht steilen Wanderpfad, der entlang wunderbarer rötlicher Granitformationen führt. Welche Erholung nach dem Besuch dieses Todesareals.

82 Felsformation

Der Landgraf überrascht heute mit Wildbratwürstl und Rouladen auf köstlichem Kartoffel-Wirsching-Püree.

Die Trifels-Reichsburg bei Annweiler

Nach dem Ausflug in den Kalten Krieg geht es noch weiter zurück in die Vergangenheit, an einen Ort, der im Mittelalter bei kriegerischen Auseinandersetzungen Sicherheit bieten sollte: Der Trifelsburg bei Annweiler. Die Reichskleinodien (Krone, Reichsapfel und Zepter) wurden im 12. und 13. Jahrhundert in der Burg Trifels verwahrt, da diese als uneinnehmbar galt.

23TrifelsGesamtansicht

Als wir uns dem Ort Annweiler nähern, sehen wir schon von weitem die Burg der Staufer-Kaiser oberhalb des Städtchens thronen. Es sind noch einige Kilometer durch ein Waldgebiet zurückzulegen, bis man den großen Parkplatz erreicht. Von hier geht es etwa zwanzig Minuten einen Fußweg hinauf zur imposanten Burg.

34 Trifels Außenmauer - Kopie

Die Burg, die urkundlich erstmals 1081 Erwähnung findet, aber nicht originalgetreu wieder aufgebaut wurde, liegt wuchtig auf einem dreifach gespaltenen Felsen, von dem man einen wunderbaren Rundblick auf bergiges Waldgebiet und darin eingebettete Ortschaften hat.

24 Aussicht

In der Burg von Trifels residierten unter anderen die Staufer-Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152 – 1190) und Friedrich II. (1194 – 1250). Welch ein Kontrast muss für letzteren diese Burg zu seiner lieblich-warmen Heimat Italien gewesen sein. Friedrich II., der kunstsinnige und auch von der arabischen Hochkultur begeisterte Kaiser, hierher versetzt in die düsteren Wälder mit ihren derben Rittersleuten.

33 Trifels Rüstung

Ein berühmter mittelalterlicher Ritter, der hier 1193/94 von Heinrich VI., des Sohnes von Friedrich Barbarossa, gefangengehalten wurde, war der englischen König Richard Löwenherz. Erst die Zahlung eines hohen Lösegeldes konnte seine Freilassung bewirken.

22 Krone (1)

Als im 14. Jahrhundert die Zeit der Staufer zu Ende ging, bedeutete dies auch für Trifels den langsamen Untergang. Ab 1410 gehörte die Burg zum Wittelsbacher Herzogtum Pfalz-Zweibrücken.

30 TrifelsSchwert

Die Burgbesichtigung gestaltet sich in Coronazeiten schwierig, zumindest für mich, die ich einen falschen Eingang erwische und zuerst durch einen engen Turm das Dach besteige, auf dem der Rundweg eigentlich enden sollte. Nachdem ich den grandiosen Rundblick genossen habe, mache ich mich wieder auf den Abstieg, um durch den Burghof zum richtigen Eingang zu kommen. Nun geht’s durch das Burginnere mit seinen Ausstellungstücken erneut hinauf aufs Dach.

https://www.pfalz.de/de/burg-trifels-bei-annweiler

https://www.annweiler.de/de/tourismus-freizeit/burg-trifels/index.php

32 TrifelsZepter

Nach der etwas fordernden Besichtigung zurück in Annweiler stärken wir uns im Goldenen Löwen. Die Tageskarte lockt mit Pfälzer Saumagen“, bekanntes Lieblingsgerichts des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Der Name klingt furchtbar, aber probieren wollen wir das traditionelle Gericht trotzdem. Wir werden positiv überrascht: Saumagen, in Scheiben geschnitten und mit Wurstbrät, Schinken und Kartoffeln gefüllt, schmeckt wirklich lecker. Und sogar die Optik stimmt.

43 Annweiler FriedrichII

Auf zum Stadtrundgang. Umgeben von Wäldern, deren Wild das nötige Leder lieferte, und sein Wasserreichtum machten Annweiler zu einer berühmten Stadt des Gerberhandwerks. Wir kommen vorbei an der alten Stadtmühle, die heute noch zur Gewinnung von Strom genutzt wird, und an dem malerischen Stadtbächlein, über das Brückchen in die ans Wasser gebaute Fachwerkhäuser führen.

38 AnnweilerWassergasse

Eine hübsche Altstadt. Vorbei am Rathaus und Marktplatz, wo heute auch Markt gehalten wird, befindet sich in der nächsten Straße die berühmte Konditorei Escher. So wie G.K. Mayer im Bereich Schuhe für höchste Qualität steht, steht die Konditorei Escher für feinstes Konfekt und leckere Torten. Da zwei Stücke Käsekuchen, dort zwei Stückchen Erdbeertörtchen, noch Butter-Streusel-Schnitten und zwei Marzipanschiffchen, das alles muss genauso mit wie eine große Trüffelbonnboniere für die Nachbarn zuhause, die in unserer Abwesenheit Briefkasten leeren und Blumen gießen.

Zurück in Ludwigswinkel lassen wir den Nachmittag bei Kaffee und Erdbeertörtchen auf der Terrasse ausklingen.

Viel später drehen wir mit Ali noch eine Runde. Die Nächte sind recht frisch, ein klarer Sternenhimmel funkelt hell. Vielleicht geht heute Nacht die Elwetritsche um? Die Elwetritsche ist ein Fabelwesen, das sich im Pfälzerwald versteckt hält, hervorgegangen aus der Kreuzung von Enten, Hühnern und Gänsen mit Elfen und Trollen. Etwas Ähnliches kennen wir in Bayern auch, den Woiperdinger, wohl ein naher Verwandter der Elwetritsche.

45 Annweiler Enten1

Besuch in der Kaiserstadt Speyer

An diesem regnerisch-kalten Tag fahren wir ins etwa 80 Kilometer von Ludwigswinkel entfernte Speyer, wo wir unseren Wagen im Parkhaus der Innenstadt abstellen.

Schon sehen wir die Geschäfte der Speyrer Hauptgeschäftsstraße, der Maximiliansstraße. Zu unserer Linken findet sich das Altpörtel, ein Überbleibsel aus einer steinernen Stadtmauer in Form eines Stadttores mit hohem Turm und hübscher Turmuhr. Rechter Hand erhebt sich der gedrungen wirkende, romanische Kaiserdom.

47 Speyer Altpörtel (1)

Eine Art Schüssel namens Domnapf steht auf dem großen Domvorplatz. Der Domnapf wurde 1490 aufgestellt und fasst 1.580 Liter Wein. Die Aufgabe jedes neu gewählten Bischofes war es, ihn mit Wein zu füllen, den das Volk dann in seine hölzernen Becher schöpfen durfte. Auch heute noch wird ab und an der Napf gefüllt, beispielsweise 2011, als Speyer die Kaiserkrönung Heinrichs V. vor 900 Jahren feierte. Wie wusste schon Goethe im Westöstlicher Diwan: „Für Sorgen sorgt das liebe Leben, Und Sorgenbrecher sind die Reben“.

49. Speyer Dom Domnapf

Der Dom zu Speyer mit den Kaisergräbern

Deutsche Mittelaltergeschichte ist ohne Dom zu Speyer nicht denkbar. Der Salier Konrad II., König und Kaiser, ließ zur Unterstreichung nicht nur seines weltlichen, sondern auch seines kirchlichen Machtanspruchs in Speyer den größten Dom der damaligen Christenheit errichten. Die Bauarbeiten begannen 1030, fertiggestellt wurde der Dom 1061. Konrad II. war bereits vorher gestorben und so musste er auf der Dombaustelle beigesetzt werden. Nach der Fertigstellung des Dom wurde er von Konrads Enkel Heinrich IV. eingeweiht, der ihn allerdings schon 1080 von Grund auf umbauen und ihm seine heutige Gestalt verleihen ließ. 1925 wurde der Dom zur päpstlichen Basilika erhoben und 1981 in die UNESCO-Weltkulturerbeliste aufgenommen. Die Krypta mit ihren hier zur Ruhe gebetteten vier Kaisern, drei Kaiserinnen sowie Königen aus den Häusern der Salier, Habsburger, Staufer und Nassauer ist die größte romanische Hallenkrypta.

58 Speyer Krypta Altar

Das Innere des Doms ist schlicht gehalten, so dass die romanische Formgebung umso stärker beeindruckt. Zum ersten Mal seit der Antike war es gelungen, eine Überwölbung des Mittelschiffs in dieser Größenordnung zu erschaffen.

69 Speyer Dom Kirchenschiff

Die Krypta des Doms wurde 1041 geweiht. Vorbei an dem aus einem Block gehauenen Taufbecken, das älteste romanische diesseits der Alpen, und vorbei an den romanischen Löwen, die aus dem Außenbereich stammen, und vorbei an einem Palmettenrelief von der Vorgängerkirche des Doms, durchschreiten wir ein großes schmiedeeisernes Tor und erreichen die bedeutendste Königs- und Kaisergrablege Deutschlands.

54 Speyer Dom Kaisergräber

In der Vorkrypta befindet sich auf seiner Grabplatte die für die damalige Zeit sehr ungewöhnliche, da lebensgetreue und sorgenvolle Darstellung des römisch-deutschen Königs Rudolf von Habsburg (1218 – 1291). Über wenige Stufen geht es in die unscheinbar wirkende Grablege der Kaiser und Könige, die erst in späteren Jahren entstand. Im Jahr 1990 wurden die Gräber, die sich unter Grabplatten befanden, geöffnet, die Grabbeigaben, die man heute im Domschatz besichtigen kann, entnommen und die heutige Gruft errichtet.

55 Speyer Dom Krypta Kaiser

Im Laufe der Jahrhunderte rückte der Dom zu Speyer immer wieder in den Mittelpunkt der Politik, so als 1146 der Heilige Bernhard von Clairvaux Speyer besuchte, um hier König Konrad III. zum Kreuzzug zu bewegen. Oder 1193, als vor dem Dom der englische König Richard Löwenherz als Gefangener von König Leopold von Österreich an Kaiser Heinrich VI. übergeben wurde. In Speyer wurde auch der Reichstag gehalten, so auch 1529, als sechs Fürsten und 14 freie Reichsstädte gegen die Vorherrschaft der Katholischen Kirche protestierten.
www.dom-zu-speyer.de

60 Speyer Dom Kerzenleuchter

In den 1980er und 1990er Jahren besuchte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl die romanische Kathedrale zusammen mit zahlreichen Staatsoberhäuptern, darunter Margret Thatcher, Michael Gorbatschow und George Bush sen. Das Requiem für Helmut Kohl im Dom zu Speyer sahen 2,5 Millionen Menschen am Fernseher. Das schlichte Grab Helmut Kohls befindet sich in dem hinter dem Dom gelegenen Adenauerpark.

Rundgang um die außen in 30 Meter umlaufende Zwerggalerie:
https://www.youtube.com/watch?time_continue=279&v=7o-OinF-xog&feature=emb_logo

Wir stärken uns im gleich neben dem Dom befindlichen griechischen Restaurant, das uns trotz Corona-Zeiten und trotz Hund sehr freundlich willkommen heißt und mit einem extra Uso verabschiedet.

50 Speyer Dom

Stadtrundgang Speyer

Für das ganz nahe gelegene und sicher äußerst interessante Historische Museum der Pfalz fehlt leider die Zeit. Dafür machen wir uns über den Fischmarkt auf den Weg zum Anselm-Feuerbach-Haus in der Allerheiligenstraße 9 (Anselm Feuerbach 1820 – 1880). Im Geburtshaus des bedeutenden Malers des 19. Jahrhunderts ist eine kleine Ausstellung untergebracht. Besonders bekannt wurden Feuerbachs Nanna-Bildnisse, in denen er seine Muse und Geliebte Nanna verewigte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Anselm_Feuerbach#/media/Datei:Feuerbachhaus_in_Speyer.jpg

48 Speyer Rathaus

Vier-Burgen-Wanderung

Heute wollen wir’s wissen. Wir haben eine Vier-Burgen-Wanderung geplant, die ab Schönau bei Fischbach zur Wegelnburg, Hohenburg, Burg Löwenstein und Burg Fleckenstein führt. Angegebene Gehzeit: vier Stunden.
https://www.bergwelten.com/t/w/27161

154 Wegweiser

Von Schönau zur Wegelnburg führt ein zunächst betonierter steiler Weg hinauf zu einem Waldweg, dem wir durch einen wunderschönen Mischwald beständig nach oben folgen. Es ist sehr einsam, kein Mensch unterwegs und wir genießen den Anstieg, auch wenn wir etwas ins Schnaufen kommen. Gut, dass es heute etwas bedeckt und nicht so heiß ist.

76 Rehe bei Schönau3

Endlich haben wir die Wegelnburg oder besser gesagt Wegelnburgruine in 572 Meter Höhe erreicht. Sie wird gerade saniert und so ist die Reichsfeste aus dem 12./13. Jahrhundert von einem Bauzaun umgeben. Doch auch von außerhalb wirkt sie imposant, so wie sie auf dem schmalen Grad eines Berges thront. Zu ihren bekanntesten Besitzern zählte Ritter Schwarz Reinhard von Sickingen (1374-1439), aus dessen Geschlecht auch Franz von Sickingen stammt, der sich im 16. Jahrhundert als streitbarer Anhänger der Reformation und Säkularisation hervor tat.

86 Wegelnburg9

Zugänglich ist eine nette Brotzeitecke, wo wir uns nach dem Aufstieg erst einmal stärken und uns die Geschichte von der wunderschönen und unermesslich reichen Prinzessin Hirlanda ins Gedächtnis rufen, die in der Wegelnburg noch immer gefangen gehalten werden soll. Ein Hirtenjunge wollte sie einst befreien, als sie aber bemerkte, dass er mehr an ihrem Schatz als an ihrer Person interessiert war, schickte sie ihn weg... und so sitzt sie noch heute in der Burg und wartet auf ihren Befreier. Wir können sie auch nicht erlösen, denn die Burg ist ja nicht zugänglich.

88 Wegelnburg Brotzeit

Nun geht’s weiter, vorbei an beeindruckenden Baumriesen, deren Wurzelwerk sich wie Krallen in den Boden versenkt. Bizarre Felsformationen am Wegesrand lassen die Fantasie erblühen. Auch aus Steinen kunstvoll errichtete Türmchen sind ein Blickfang.

89 Wegelnburg Baumwurzeln

An der Abzweigung Richtung Frankreich begegnen wir dem ersten anderen Wanderpaar, das auch auf dem Weg zur 550 m hoch gelegenen, schon auf französischem Gebiet liegenden Hohenburg ist. Die Burg wurde Anfang des 13. Jahrhunderts vom Geschlecht der Puller erbaut, fiel aber 1482 ebenfalls an die von Sickingen, bis sie 1680 zerstört wurde. Von hier stammte Konrad Puller von Hohenburg, ein berühmter Minnesänger des Mittelalters. Auch die Burg will erklommen werden, über Eisenleitern geht es hoch hinauf zur höchsten Stelle, wo sich der Blick über die herrlichen Weiten des Pfälzerwaldes öffnet.

91 Hohenburg

Unweit der Hohenburg findet sich der Maidebrunnen, zu dem es eine Geschichte der Weißen Frau gibt. Der Geist der Weißen Frau, die im Tod keine Ruhe findet, darf auf keiner echten Burg fehlen. Leider finden wir keine Hinweise auf ihr bestimmt trauriges Schicksal.

100 Blick von Hohenburg 5

Nur ein kurzes Stück weiter auf diesem gut ausgeschilderten Weg erreichen wir die Burg Löwenstein. Die Burg stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde um 1380 zum Raubritternest. Bereits 1386 zerstört, wurde die Burg nicht wieder aufgebaut. Auch hier muss man über Eisenleitern hinaufklettern und wird oben für die Mühe mit nun wirklich atemberaubenden Ausblicken belohnt. Ein kleiner Steg führt in luftiger Höhe von einem Turm zum anderen. Man sollte schwindelfrei sein.

102 Löwenstein

Was an all diesen Burgen überrascht ist ihre Einfachheit. Sie haben kaum Gemeinsamkeiten beispielsweise mit den gewaltigen venezianischen Burganlagen, sondern sitzen wie Krönchen auf den steilsten Gebirgsstellen des Pfälzerwaldes. Man sieht sie fast vor sich, die edlen und auch weniger edlen Rittersleut, wie sie von hier aus ihre Raubritterzüge planen.

97 Hohenburg innen3

Der Wanderweg führt von hier hinab zur Burgruine Fleckenstein. Ein gutes Stück des Tagespensums haben wir geschafft und spüren langsam die Beine. Ali hält gut mit, braver Hund!

Das aus dem 12. Jahrhundert stammende Fleckenstein ist eine der größten und eindrucksvollsten Burganlagen der Nordvogesen und - dem Himmel sei Dank - Fleckenstein hat geschlossen! Noch eine so höllische Burgkraxelei hätte mich überfordert. Wir rasten erst einmal auf einem Bänkchen, bis wir das letzte Stück Weges anpacken und Burg von außen umrunden. Fleckenstein macht einen gut erhaltenen Eindruck. Wie wir lernen, wurde Fleckenstein mehrmals umgebaut und nur noch weniges erinnert an ihre ursprüngliche mittelalterliche Form. 1689 wurde die Burg von französischen Truppen zerstört.

105 Fleckenstein1

Zum Ausgangspunkt unserer Wanderung geht‘s beständig bergab. Der Weg zieht sich und unsere Beine werden immer schwerer. Endlich erreichen wir die Landstraße, die wir überqueren und dann entlang eines Flüsschens bis nach Schönau marschieren.

Just gestern war meine Lesebrille gebrochen. Und jetzt dieser Zufall! Hier mitten im Wald ist an einem Holzstoß ein DinA4-Zettel befestigt, auf dem in Großbuchstaben steht: „LUNETTES“. Und darunter steckt im Holzstoß eine Brille mit rotem Gestell. Ich probiere die Lunettes auf – und: Passt perfekt. Incroyable! Das Schicksal hat’s genommen, das Schicksal hat’s gegeben. Ich nehme die Brille guten Gewissens mit, denn die Chance, dass der Besitzer hier noch einmal auf einer Wanderung vorbeikommt, dürfte sehr gering sein.

Wie freuen wir uns jetzt auf eine Einkehr in Schönau! Wir erinnern uns an das Schild vor einer Gaststätte: „Ganztags warme Küche. Heute: Sauerbraten“. Das ist es, was uns die letzten Meter am Laufen hält. Doch dann? Enttäuschung! Wirtschaft geschlossen!

Also zurück nach Ludwigswinkel. Hier hat noch unser Landgraf auf, allerdings gibt's nur eine Dessertkarte. Dann halt einen Apfelstrudel.

An jedem Fuß eine Blase und es schmerzt der ganze Körper. Stolz sind wir auf unsere Leistung trotzdem und schön war es auch.

Eine kleine Wanderung in Richtung Frankreich

Wieder einigermaßen genesen machen wir uns auf nach Bitsch. Nur fünf Minuten von unserem Haus entfernt wird die Bitscherstraße zu einem kleinen Waldsträßchen, nur für den Forstbetrieb freigegeben. Der Ort Bitsch liegt bereits in Frankreich. Auf halbem Weg begegnet uns ein Wagen mit französischem Nummernschild. Der Fahrer stoppt und erzählt, er komme aus dem jenseits der französischen Grenze gelegenen Sturzelbronn. Der Franzose darf auf Verwandtenbesuch nach Deutschland fahren. Sein Auto ist bemerkenswert, ein sogenanntes Microcar Highland. Es sieht aus wie ein Mini-Verschnitt, geht maximal 50 Std./km, ist ein Diesel und darf in Frankreich, im Gegensatz zu Deutschland, ab 14 Jahren ohne Führerschein gefahren werden.

109 Bitscher Straße Grenzstein

Besucht werden muss heute auch noch der Barfußpfad in Ludwigwinkel. Das Barfußgehen über abwechselnd Waldboden, Steine und Sand  ist Balsam für unsere geschundenen Füße; und 1,6 km Länge, das packen wir als Abendspaziergang gerade noch, bevor wir uns in der nur drei Minuten von unserer Wohnung entfernten Rösselsquelle das vorher telefonisch bestellte Schnitzel mit Pommes und Salat abholen.

153 Bitscher Straße Ali1

Villa Ludwigshöhe

Heute wollen wir das etwa 80 km entfernt Schloss Villa Ludwigshöhe besuchen, für das im Auftrag vom bayerischen König Ludwig I. 1846 der Grundstein gelegt wurde.

Nach dem Ort Ebenkoben fahren wir durch Weinanbaugebiete hinauf zum Schloss. Wir finden einen schattigen Parkplatz auf dem Gelände des Fußballverbandsgeländes. Alles wegen Corona geschlossen. Ali bleibt im Auto und wir wollen das Schloss Villa Ludwigshöhe besichtigen. Aber da haben wir Pech: Das Schloss mit seinem italienischen Flair ist zwei Jahre lang wegen Restaurierung geschlossen. „Hätten Sie halt ins Internet schauen müssen!“, meint der Herr am Einlass. Ja, hätten wir halt...
http://schloss-villa-ludwigshoehe.de/

Der Plan des Schlosses Villa Ludwigshöhe geht auf Ludwigs Hofarchitekten Friedrich von Gärtner zurück. Nicht nur die Architektur des Schlosses erinnert an Italien, sondern auch die Weinberge, die bis an das Schloss heranreichen. Und gleich hinter dem Schloss beginnt der Wald. Dazu ließ Ludwig I. wissen: „Ein besonderer Garten ist überflüssig, alles Land rings herum, soweit das Auge reicht, ist ein großer Garten.“ Als er 1952 zum ersten Mal mit seiner Gemahlin Therese die Villa zur Sommerfrische bezog, war Ludwig kein König mehr – 1848 musste Ludwig I. abdanken.

120 Schloss Villa Lufwigshöhe - Kopie

Wie es im Innern des Schlosses ausgesehen hätte, entnehmen wir der Broschüre „Schloss Villa Ludwigshöhe“, herausgegeben von Rheinland Pfalz, Generaldirektion, Kulturelles Erbe. Im Schloss finden sich demnach Bodenmosaike und Deckengemälde nach antikem Vorbild, majestätische Arbeits- und Schlafzimmer, Wohnsalons und Gästezimmer sowie ein recht modern anmutendes Badezimmers.

Insgesamt hatten die bayerischen Könige hundert Jahre lang die Pfalz regiert. Nachdem Napoleon 1806 Bayern zum Königreich erklärt hatte, wurden die Wittelsbacher zu Königen. Beim Wiener Kongress 1815 wurde der Anschluss der linksrheinischen Pfalz an das Königreich Bayern besiegelt. Ludwig I. wurde der Erbfolger seines Vaters, Maximilian I. Joseph, und somit auch Herrscher über die Pfalz.

Ludwig I. ließ den Rheinhafen, der nach ihm, Ludwigshafen, benannt ist, ausbauen und machte ihn zum Industriestandort; er erschloss die Pfalz eisenbahntechnisch, ließ die Festung Germersheim ausbauen und restaurierte den Speyrer Dom.

Ludwig III. war der letzte königliche Bewohner des Schlosses: 1918 beendete die Revolution das bayerisch-pfälzische Königtum. Kronprinz Rupprecht von Bayern ließ die Villa museal möblieren und machte sie der Öffentlichkeit zugänglich.

Nun machen wir uns auf den Weg zum Sessellift, der hinauf zur Rietburg führt.
https://rietburgbahn-edenkoben.de

118 Rietburg Sessellift 3

Etwa zehn Minuten dauert die Fahrt hinauf zu der um das Jahr 1200 erbauten Rietburg, von der nur noch eine Ruine erhalten ist. Für das angeschlossene Restaurant ist es jetzt noch zu früh und so lassen wir von der Aussichtsterrasse unseren Blick bei Kaiserwetter über das größte Weinbaugebiet Deutschlands schweifen.

114 Rietburg Turm - Kopie

Wir folgen der Ausschilderung zum Wildgehege und nach einem kurzen Spaziergang erreichen wir das Hirschgehege, wo die Tiere brav durch den Maschendrahtzaun die vorher gekauften Maiskörner aus der Hand fressen und sich dabei auch über das Schnäuzchen streicheln lassen. Nach einem weiteren ausgedehnten Spaziergang besteigen wir den Sessellift und genießen nun talwärts die Landschaft.

111 Rietburg Steine und Bäume - Kopie
110 Rietburg Hirschfütterung - Kopie

Mit dem Auto geht es in den Ort Rhodt. Dort lassen wir uns von der schönsten Altstadtgasse an der ganzen Weinstraße entzücken. Das Sträßchen führt leicht bergab und ist gesäumt von herausgeputzten Altstadthäuschen, mit Weinranken überwachsen, hübsch mit Blumen geschmückt. Alle Rosenstöcke stehen in voller Blüte.
https://www.rhodt.de/

127 Roth Haus1

Wir können nicht widerstehen als wir sehen, dass das Restaurant „Alter Kastanienhof“ geöffnet hat. Eine freundliche Bedienung führt uns in den Garten, wo wir in einer Weinrebenlaube ein köstliches Mittagessen genießen dürfen, einmal Saumagen, einmal Schweinbäckchen und als Dessert Crême Brulée. Nicht nur die Speisen sind hervorragend, sondern auch der dazu servierte Weißwein.

Nur ein paar Häuser weiter hat der Verkaufsraum des zum Wein gehörigen Weinguts geöffnet. Die Weine des Gutes Fader sind exzellent! Deshalb dürfen ein Karton Weißer und ein Karton Roter mit nach München. In einem anderen Lädchen erstehen wir noch Honig und Marmelade, bevor wir entlang der malerischen Weinstraße in Richtung Autobahn fahren. In den Dörfern locken Weingüter die Vorbeikommenden mit Schildern zum Halt und zur Weinprobe.
www.wein-fader.de

124 Roth Saumagen2

Nahe Rhodt, in der Lage Rhodter Rosengarten, befindet sich der älteste Weinberg der Welt, dessen etwa 350 Rebstöcke immer noch Früchte tragen, aus denen jedes Jahr 150 bis 300 Liter Biowein gekeltert werden.
https://www.deutscheweine.de/tourismus/hoehepunkte-der-weinkultur/hoehepunkte-der-weinkultur-detailseite/highlight/rhodt-unter-rietburg-aeltester-noch-tragender-weinberg-der-welt/

Als Joseph von Eichendorff 1807 Rheinland-Pfalz besuchte, dürfte er zu dem Gedicht „Trinken und Singen“ inspiriert worden sein:

Viel Essen macht viel breiter
Und hilft zum Himmel nicht,
Es kracht die Himmelsleiter,
Kommt so ein schwerer Wicht.
Das Trinken ist gescheiter,
Das schmeckt schon nach Idee,
Da braucht man keine Leiter,
Das geht gleich in die Höh. ...

129 Roth Haus 3

Biosphärenhaus Pfälzerwald/Nordvogesen

Nun steht noch der Besuch des etwa nur drei Kilometer entfernten Biosphärenhaus Pfälzerwald/Nordvogesen in Fischbach an. Es beherbergt über mehrere Etagen eine Ausstellung über Naturkreisläufe. Nach einem Abstecher in den liebevoll angelegten Park mit lustigen Kunstwerken wagen wir uns auf den Wipfelpfad. In 12 bis 35 Metern Höhe führen Holz-Eisen-Konstruktionen entlang der Baumkronen. Man kann sich schwindelerregenden Mutproben stellen, indem man über schwingende Teller oder Seile balanciert, oder noch ein gutes Stück höher auf Aussichtstürme klettert.

136 Wipfelpfad H.1

Am Ortsende von Fischbach ist ein Camper-Stellplatz. Hier beginnen etliche Wanderwege. Wir entscheiden uns für den Erlebnisweg, der durch eine wunderschöne Landschaft führt. Wir begegnen Ziegen, die auf Hunde starren, und Ali entdeckt wieder einmal die Freuden des Schwimmens in einem idyllischen Weiher. So schön kann Reisen in Corona-Zeiten sein!

147 Fischbach Ziegen 2
150 Fischbach Weiher1

Und zum schlechten Ende ein Unfall

Am letzten Abend wollten wir uns noch ein leckeres Abendessen im Landgraf gönnen. Doch daraus wird nichts. Hellmut bringt den Klassiker: Er rutscht beim Nachfassen der Seife in der Dusche aus und bricht sich nicht nur den großen Zeh, sondern es sind auch die Sehnen ab. Der Zeh hängt locker und blutig nach unten. Der telefonisch um Hilfe gebetene ärztliche Notdienst rät, das Krankenhaus in Pirmasens aufzusuchen. Also Handtuch um den Fuß gewickelt und auf nach Pirmasens. In solchen Zeiten ist man schon sehr froh, dass es ein Navy gibt und ich den Weg zu Krankenhaus schnell finden kann. Fast vier Stunden wird Hellmut behandelt, bis er mit dickem Gipsverband bis unter das Knie aus dem Behandlungsraum humpelt. Es dauerte so lange, weil erst ein Chirurg herbeitelefoniert werden musste, der die Sehnen suchen, finden und wieder zusammenflicken konnte.

Wir suchen noch eine Apotheke, um die notwendigen Medikamente zu besorgen und sehr spät abends sind wir wieder in unserer Ferienwohnung. Zum Abendessen gönnen wir uns zwei belegte Semmeln aus dem Krankenhausautomaten. Auch wenn bei Hellmut langsam die Schmerzen nachlassen, die nächsten sechs Wochen wird ihm der verletzte Zeh ein Andenken an den Pfälzerwald sein.

Reisen in Corona-Zeiten: Teilgeschlossene Restaurants, Cafés, Geschäfte und Museen trüben die Urlaubsfreuden. Doch bei schönem Wetter kann auf Outdoor-Aktivitäten ausgewichen werden. Gartenbetrieb und Straßenverkauf von Speisen verhindern, dass täglich selbst gekocht werden muss. Das Urlaubsfeeling ist nicht komplett, nähert sich jedoch dem Idealzustand an. Und einen Vorteil haben diese Zeiten: Überlaufen ist es nirgends.

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